Dr. M. Razavi Rad
Wir alle wissen, dass die Familie einer der Hauptfaktoren bei der Bildung eines erzieherischen Umfeldes, der Schaffung einer gesellschaftlichen Prägung und der Gestaltung der Persönlichkeit im Kindesalter ist. Häufig sind es Prinzipien und Gewohnheiten, die im Kindesalter anerzogen werden, an denen die Menschen ihr Leben lang festhalten. In diesem Sinne kann man sie mit einem ersten Spross vergleichen, der zur individuellen Art und Persönlichkeit eines Menschen herangezogen wird. Niemand wird deshalb ernsthaft daran zweifeln, dass die Familie einen prägenden Einfluss auf die persönliche und eigene Entwicklung des Menschen nimmt.
Die familiäre Erziehung ist es, die dem Geist des Kindes Geborgenheit und Lebendigkeit verleiht. Dazu gehören auch die Sprache des Kindes, die es in der Familie erlernt, oder die Werte, Normen und Tendenzen, die es aus der Familie mit auf seinen Lebensweg nimmt.
Auf diese Weise nimmt die Familienerziehung direkt Anteil an der Bildung der Kultur einer Menschengesellschaft und damit auch an der Entwicklung der Menschheit als Ganzes. Sie prägt direkt den Umgang der Menschen miteinander und untereinander. Und auf sie fallen das Lob und die Anerkennung zurück, wenn die Menschen die sozialen, ethischen und moralischen Prinzipien einer Gesellschaft achten und pflegen. Die Familie ist für die Entwicklung ihrer Nachkommen verantwortlich. Sie trägt die Verantwortung dafür, ob sie eine gesunde und gehobene Entwicklung erfahren oder nicht. Sie ist dafür verantwortlich, dass ihre Sprösslinge fern ab von allen Verzerrungen aufwachsen. Somit lasten auf ihr einige Pflichten, die wir im Folgenden ansprechen möchten.
1. Sie muss im Haus eine Atmosphäre der Geborgenheit, Zuneigung und der Sicherheit schaffen und dieses vor allen Arten der Gewalt, des Hasses und der Abneigung schützen, die ihre Zöglinge im Erwachsenenalter zu gleichen Untaten verleiten könnten. Das Entgegenbringen von Liebe, Erbarmen und Zuneigung gegenüber den Kindern jedoch nimmt einen gewaltigen positiven Einfluss auf den Lern und Entwicklungsprozess derselben.
Ist dies für die Kinder jedoch nicht auffindbar, erleben sie in ihrem Leben von Anfang an Verschlossenheit, Verklemmung, Einsamkeit, Überdruss und Angst und viele Probleme mehr.
2. Soziologen haben festgestellt, dass die Familie die Verantwortung dafür trägt, ob der Nachwuchs die Regeln der Zivilisation und des kultivierten Umgangs erlernt oder nicht. Sie hat die Aufgabe, die Kinder soweit in den kulturellen Stand der Gesellschaft einzuführen, dass diese von ihr mehr und mehr Vorteile erzielen und ihr mehr und mehr Vorteile bringen können. Nur eine entsprechende Erziehung gibt die Garantie, dass die Heranwachsenden auch mit anderen Individuen der Gesellschaft in gesunden Kontakt und Austausch treten können.
Ein Dichter sagte:
“Waise ist nicht der, dessen Vater das Leben hinter sich gebracht,
Und ihm nicht hat nur eine müde Mark vermacht.
Waise ist der, der Mutter und auch Vater hat,
Doch sie kein Herz und er nie Zeit für ihn hat.”
3. Die Experten sind der Meinung, dass es zu den moralischen Pflichten verantwortungsvoller Eltern gegenüber ihren Kindern gehört, folgende Dinge zu beherzigen:
a) Vater und Mutter müssen sich über die Maßstäbe des Werdegangs ihrer Kinder einig sein, einander in ihren Entscheidungen bezüglich ihrer Erziehung unterstützen und bekräftigen.
b) Der Vater muss es sich zur Gewohnheit machen, eine Weile mit seinen Kindern zu verbringen, nachdem er von der Arbeit heimgekehrt ist, und sich mit ihren Gedanken und Erzählungen auseinanderzusetzen, auf sie einzugehen und ihnen ein Freund sein. Selbst die schwächsten und kleinsten Mitglieder der Familie haben ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit, welche sie nur erwerben können, wenn sie auch wirklich am Familienleben teilhaben.
c) Die Kinder müssen verstehen lernen, dass Mutter und Vater auch eine gewisse Zeit für sich selbst benötigen, um zu lesen, ihren Hobbys nachzugehen oder sich auszuruhen. So müssen sie den Kindern beibringen, sich in dieser Zeit allein, selbständig und sinnvoll zu beschäftigen.
Quelle:
© Institut für Human- und Islamwissenschaften e.V.
Rationalität und Religion ISBN: 3-937050-17-5