Dr. M. Razavi Rad
Muslime sind sich darin einig, dass ihre Religion, der Islam, also die Ergebenheit in den Willen Gottes, die “Religion der Menschlichkeit” ist.
Wenn wir uns in die Verse des Korans vertiefen und die gesegneten Aussprüche der unfehlbaren Imame einsehen, welche die Wesenheit des islamischen Glaubens erläutern, dann finden wir dort deutliche Bekräftigungen dafür, dass die Sinnbilder der islamischen Religion keine Sinnbilder sind, die rein theoretisch bleiben und in keinem Zusammenhang mit dem alltäglichen menschlichen Leben stehen. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn die islamische Religion beansprucht uneingeschränkt, dazu in der Lage zu sein, die Gesellschaft der Menschen leiten und regieren zu können, indem sie ihre materiellen und geistigen Bedürfnisse deckt.
Der ehrenwerte Gesandte Gottes wurde nicht dafür erweckt, den Menschen Tod, Unvermögen, Armut, Unrecht, Rassismus und alle anderen Übel zu bringen, die es in der frühen vorislamischen Zeit im Überfluss gegeben hatte. Im Gegenteil: die Botschaft des auserwählten Propheten war eine Botschaft des Lebens mit all seinen positiven und wohlschaffenden Bedeutungen; die Botschaft eines guten Lebens in dieser und der jenseitigen Welt. Und ganz entgegen den Behauptungen jener, die der alltäglichen Versorgung, den Grundbedürfnissen des Lebens und dem Erwerb innerhalb der Religion keinen Platz und keinerlei Bedeutung zusprechen, war es der Prophet, der von Anfang an sagte:
مَنْ لاَ مَعَاشَ لَهُ لاَ مَعَادَ لَهُ
“Wer keinen Erwerb irdischer Versorgung übernimmt, wird auch keine Versorgung im Jenseits haben.”
كَادَ الْفَقْرُ أَنْ يَكُونَ كُفْرًا
“Fast zählte die Armut als Unglaube.”
Denn alle rechtschaffenen Taten dieses vergänglichen und kurzen Erdenlebens sind die Mittelswege zu den Annehmlichkeiten und Seligkeiten des Jenseits. Gott selbst ist es, Der die Gläubigen zur Andacht und zum Verständnis dieser Wirklichkeit aufruft, da Er sagt:
وَمِنْهُمْ مَنْ يَقُولُ رَبَّنَا آتِنَا فِي الدُّنْيَا حَسَنَةً وَفِي الآخِرَةِ حَسَنَةً وَقِنَا عَذَابَ النَّارِ
“Und unter ihnen ist jemand, der spricht: ‚O unser Herr! Gib uns Gutes im Diesseits und Gutes im Jenseits und bewahre uns vor der Qual des Höllenfeuers.’”
[Sure al-Baqara (2), Vers 201]
اَلَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ طُوبَى لَهُمْ وَحُسْنُ مَئَابٍ
“Jene, die glauben und rechtschaffene Werke vollbringen; Heil wird ihnen zuteil werden und eine gute Heimkehr!”
[Sure ar-Racd (13), Vers 29]
Vergleichen wir nun die Religion des Islams mit anderen Anschauungen und Ideen, die seitens der Menschen hervorgebraucht wurden, so entdecken wir, dass der maßgebliche Unterschied zwischen der Botschaft Gottes und den Ideologien, die im Grunde auf ganz menschlichen Ideen basieren, die Umspanntheit und Vollkommenheit der islamischen Religion ist. Die Grundbausteine und Einsichten in die Wahrheit, die im heiligen Koran niedergelegt sind, erliegen in keiner Weise den unausweichlichen Ereignissen der Geschichte und auch nicht dem Ort, der Zeit, den Gesellschaftsveränderungen, der Politik, dem Wirtschaftswandel, einer Rasse oder einer Kultur.
Alles, was diese Grundelemente verfolgen, ist die Schaffung eines neuen Menschen und einer neuen Realität, ohne die Fähigkeit und die Vernunftbegabung der Menschen und ihre geistigen wie materiellen Errungenschaften zu übersehen oder minder zu bewerten.
Genauso war es mit den Botschaften, oder besser gesagt, mit der Botschaft der Propheten und Gesandten Gottes und insbesondere der Großen unter ihnen, deren Botschaft in der Erlösung der Menschheit, ihrer Befreiung von allem Joch und der Erlösung von sämtlichen Lastern sowie in der Hinführung der Menschheit zu Tugend und Vervollkommnung bestand. Ihr Anliegen war es darüber hinaus, die Menschheit zum Geständnis von der Existenz und der Einheit ihres Schöpfers zu leiten, woraus es sich notwendig ergab, dass sie alles bekämpften, was sich tyrannisch und zu Unrecht der Vervollkommnung des Menschen, seiner Erkenntnis und der Wohlfahrt seines Lebens in den Weg stellte. Und auch heute ist die Menschheit zu nichts Neuem aufgerufen als zur Umkehr und Einsicht in die Verkündung Gottes an seinen Diener und ehrenwerten Gesandten, von einem heilvollen, menschenwürdigen, und guten Leben, da Er sprach:
يَا أَيُّهَا النَّبِيُّ إِنَّا أَرْسَلْنَاكَ شَاهِدًا وَمُبَشِّرًا وَنَذِيرًا. وَدَاعِيًا إِلَى اللهِ بِإِذْنِهِ وَسِرَاجًا مُنِيرًا. وَبَشِّرِ الْمُؤْمِنِينَ بِأَنَّ لَهُمْ مِنَ اللهِ فَضْلاً كَبِيرًا
“O Du Prophet, Wir entsandten dich als Zeugen und Verkünder und Warner. Und als Rufer zu Gott, mit Seiner Erlaubnis und als eine erleuchtende Lampe. Und verkünde den Gläubigen frohe Botschaft, dass ihnen von Gott ein großer Vorzug zuteil werden wird.”
[Sure al-Ahzab (33), Verse 45 & 46]
Quelle:
© Institut für Human- und Islamwissenschaften e.V.
Rationalität und Religion ISBN: 3-937050-17-5